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0x0f - 10.06.2017
Zum „Selbstbau- und QRP-Treffen“ in Silberthal (bei Jena) wurde wie zuletzt in Bad Klosterlausnitz ein Doppelballon gestartet.
Auch diesmal war der Sinn des Doppelballons, eine größere Floathöhe zu erreichen.
Der Veranstaltungstag begann um 10.00 Uhr gleich mit Sebastians (DL3YC) Vortrag über Pico-Ballooning und die verwendete Nutzlast uTrak, die beim anwesenden Publikum auf großes Interesse stieß. Während im Veranstaltungssaal danach der zweite Vortrag lief, bereiteten DL3YC und DG0MG in einer „ruhigen Ecke“ (der Gaststube) mit etwas Flüssigbrotunterstützung das Gespann in Form von zwei 90cm-Qualatex-Folienballons mit je knapp 11g Auftrieb vor, das Gespann zusammen hatte also fast 22g Auftrieb. Mit dem Nutzlastgewicht von 20g ergab sich dann wieder der „übliche“ Auftrieb von diesmal 1.8g.
Nach einer lautstarken Aufforderung an die im Saal gebliebenen begab sich ein Pulk von OM an den vorgesehenen Startpunkt, an dem wir zuerst einige kleine Pilotballons losließen um die Windrichtung in Bodennähe abzuschätzen.
Gegen 11.30 Uhr Ortszeit startete das Gespann. Leider drehte inzwischen der Wind etwas und durch den recht geringen Auftrieb schaffte es das Gespann nicht schnell genug, den von Bäumen eng umsäumten Startplatz zu verlassen und ausreichend Höhe zu gewinnen. Es verfing sich in einem Baum in ~15m Höhe, so dass bei allen (bei uns besonders) die Gesichter lang waren und die Mission gescheitert schien, ehe sie richtig begonnen hatte. Bereits wurden Ideen diskutiert, wie man die Ballons dort wieder herunterbekäme, als ein plötzlicher Windstoß aus der anderen Richtung das Gespann ohne weiteres Zutun befreite und es unter großem Jubel aller Anwesenden doch noch gemächlich in den blauen Himmel stieg.
- Start: 10.06.2017 - ca. 11.30 Uhr MESZ
- Stromversorgung: 1x Lithium AA
- Gewicht: 21,8 g
- Auftrieb: 1,8 g
- Floathöhe: ca. 8000m
Das Gespann schlug anfänglich einen Kurs Richtung Ost mit gemütlichen ~30km/h Geschwindigkeit ein. Nach einer Stunde hatte es nördlich von Gera eine Höhe von ~2500m erreicht, es stieg also mit einer Rate von nur etwa 0,6m je Sekunde. Das ist weniger, als bei früheren Starts (tlw. 1 m/s) - durch den etwas geringeren Auftrieb bedingt. Ab etwa 2800m Höhe wechselte der Kurs Richtung Südosten, um dann bei ~4800m Zwickau zu überfahren und bei 6200m bei Johanngeorgenstadt die Grenze nach Tschechien zu erreichen. Weiter gings über Karlsbad, an Pilsen vorbei um dann gegen 14.50 Uhr - also nach reichlich 3 Stunden - die Floathöhe von 8000m zu erreichen und kurz darauf bei Passau die Grenze nach Österreich zu passieren.
Während der weiteren Veranstaltung wurde der Standort des Ballon interessiert verfolgt und wir hatten das Glück, am Nachmittag bereits DREI Länder überfahren zu haben (Deutschland, Tschechien, Österreich) und das vierte (Slovenien) war bereits zum Greifen nahe.
Gegen 17.00 Uhr, also nach 5,5 Std wurde Ljubljana in Slovenien passiert, ein halbe Stunde später dann die Grenze zu Kroatien. Dann gings - weiterhin mit Kurs „Süd“ auf die Adria hinaus, um nach 240 km und nur etwa 2 Stunden auf dem Meer bei Pescara wieder auf das italienische Festland zu treffen - der „Stiefel“ wurde etwa in der Mitte überquert. Gegen 22.00 Uhr war das geschafft und es ging wieder aufs Meer, am frühen Morgen gegen 2.00 wurde noch kurz Sizilien bei Palermo touchiert, um dann endgültig Kurs auf Afrika zu nehmen. Der afrikanische Kontinent wurde am Morgen um 8.20 Uhr bei Monastir in Tunesien erreicht - die bis dahin letzte Postionsmeldung kam weiterhin über einen sizilianischen Digi, ~300 km entfernt.
Leider ist in Afrika keinerlei APRS-Infrastruktur vorhanden, so dass wir davon ausgehen müssen, dass der Ballon zwar noch in der Luft ist, seine Aussendungen aber von niemand aufgefangen werden. Die Hysplit-Vorhersage, ausgehend von der letzten bekannten Position in Tunesien am Sonntagmorgen zeigt für die nächsten 2 Tage eine kreisformige Flugbahn über Algerien. Die Wahrscheinlichkeit, dass nochmal ein Frame durchkommt, bevor die Batterie leer ist, ist also eher klein.
Verfolgung
- per APRS-Karte (ohne Backlog)
- via habhub-Karte (aus APRS-Daten, mit Backlog)
- Live-Telemetrie (Temperatur, Batteriespannung, Höhe, mit Backlog)
- direkt in GoogleEarth (KML-Datei, mit Backlog)
- RAW-Daten aus dem APRS-Netzwerk (auch nichtweiterverarbeitete Frames)